„Spiegel Nr. 3“ von Christian Petzold: in doppelten Gewässern

War Christian Petzolds Kino lange Zeit von der Grauheit der deutschen Gegenwartsgeschichte geprägt – wie eine Retrospektive in der Cinémathèque française nun bestätigt –, so hat seine treue Zusammenarbeit mit der Schauspielerin Paula Beer definitiv eine sommerlichere Farbe entstehen lassen, und Miroirs no. 3 bildet da keine Ausnahme. Dieses neueste Werk nimmt, wie der Rote Himmel Vor ihm liegen die bescheidenen Elemente eines kleinen Films, der sich um eine Handvoll verlorener Schauplätze auf dem Land dreht: In dieser kleinen Ecke im Nirgendwo, die in sanften Sonnenschein getaucht ist, kreuzen sich die Wege von Laura, einer jungen Pianistin, die mit ihrem Begleiter im Auto vorbeifährt, zufällig mit denen von Betty, einer Sechzigjährigen, die von ihrer Familie getrennt ist und allein in einem kleinen Haus am Straßenrand lebt.
In diesem flüchtigen Moment scheint etwas die beiden Frauen zu verbinden. Laura erholt sich von einem Autounfall, bei dem ihr Freund ums Leben kam, und beschließt, bei Betty zu bleiben. Betty akzeptiert, ohne nach einer Erklärung zu fragen, und heißt die junge Frau in ihrer idyllischen Hütte willkommen. Fast instinktiv scheinen sich zwei Einsamkeiten zu erkennen: Laura suchte nach einem Ausweg aus einer dysfunktionalen Beziehung (er
Libération